Pressemitteilung
Mahnwache und Gedenktag für EHS Umwelterkrankte
Am 16. Juni 2024 fand zum siebten Mal der „Welttag der Elektrohypersensibilität“ statt. In Berlin wurde der „Internationale Welttag der Elektrohypersensibilität“ als Mahnwache vor dem Roten Rathaus gestaltet.
Die Aktion hat ihren Ursprung in Frankreich, wo sie von der Organisation Cœurs d’EHS ins Leben gerufen wurde. Das Symbol für Elektrohypersensibilität (EHS) ist ein gelbes Herz. Gelb, weil dies die Farbe der Kanarienvögel ist. Kanarienvögel wurden früher im Bergbau eingesetzt, um vor Kohlenstoffmonoxid zu warnen, das bereits in geringen Konzentrationen giftig ist. Das Gas ist - wie auch elektromagnetische Strahlung - geruchs-, geschmacks- und farblos. Bei geringsten Anzeichen von Stress bei den Kanarienvögeln wurden die Minen evakuiert. Ähnlich diesem Frühwarnsystem sind heutzutage die Elektrohypersensiblen zu sehen. Doch bei Mobilfunk werden bisher keine staatlichen Vorsorgemaßnahmen ergriffen.
Bei der Berliner Mahnwache wurden leere gelbe Stühle vor das Rote Rathaus gestellt, um auf die Elektrohypersensiblen hinzuweisen, die wegen der hohen Funkbelastung im Berliner Zentrum an der Mahnwache nicht teilnehmen konnten. Gelbe Herzen auf den Stühlen und gelbe Schirme wiesen ebenso auf die Elektrohypersensiblen hin, die immer mehr vom öffentlichen Leben ausgeschlossen sind. Etwa fünf Prozent der Menschen in unserer Gesellschaft sind elektrohypersensibel. - Teilnehmer:innen der Mahnwache waren Mitglieder des EHS-Netzwerks Berlin-Brandenburg, des Bundesarbeitskreises Mobilfunk der ÖDP, des Arbeitskreises Mobilfunk beim BUND Brandenburg und weitere Unterstützer:innen.
Im ausgelegten Buch „Die unerlaubte Krankheit“ von Renate Handlauf konnte man 50 Fallberichte aus Deutschland nachlesen. An Interessierte verteilt wurden die Flyer „Strahlenflüchtlinge im eigenen Land“ von gesund verNETZT e.V. und „Diagnose Elektrohypersensibilität“ von diagnose:funk e.V. Ebenso wurden Hochfrequenzmessungen auf dem Platz vor dem Roten Rathaus durchgeführt, hierbei Spitzen von 103.000 μW/m² gemessen (siehe Foto).
Die Grenzwerte im Bereich der hochfrequenten Mobilfunkstrahlung liegen in Deutschland bei bis zu 10 Mio. Mikrowatt pro Quadratmeter (μW/m²) und sind in Bezug auf die staatliche Schutz- und Fürsorgepflicht unwirksam. Aus umweltmedizinischer und baubiologischer Sicht sollten diese Grenzwerte auf 100 μW/m², für Orte sensibler Nutzung auf unter 10 μW/m² gesenkt werden. Elektrohypersensible vertragen zum Teil nur Werte unter 1 μW/m² (so genannte mobilfunkfreie Bereiche: „Weiße Zonen“). Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte im Mai 2011 hochfrequente elektromagnetische Felder für Menschen als „möglicherweise krebserregend“ ein. Im Europarat wurde bereits im Mai 2011 der Bericht Nr. 12608 „Die potentiellen Gefahren von elektromagnetischen Feldern und ihre Wirkungen auf die Umwelt“ veröffentlicht. Dessen Zusammenfassung schließt mit dem Satz: „Man muss das Vorsorgeprinzip beachten und die geltenden Grenzwerte ändern; ein Abwarten eines hohen Grades von wissenschaftlichen und klinischen Beweisen kann zu sehr hohen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Kosten führen, so wie es in der Vergangenheit im Fall von Asbest, bleihaltigem Benzin und Tabak war“.
EHS wird als chronische Multisystemerkrankung gesehen, zu denen u. a. auch die Multiple Chemikaliensensibilität und das chronische Müdigkeitssyndrom gehören. Die Symptome können vielfältig sein: u. a. Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, chronische Schmerzen, Konzentrationsprobleme, Depressionen, Tinnitus, Sehstörungen, epileptische Anfälle,” so Marion Schmidt, die Vorsitzende des Bundesarbeitskreises Mobilfunk.
Immer mehr Elektrohypersensible sind von der Teilhabe am öffentlichen Leben ausgeschlossen, da sie die hohe künstliche, gepulste Funkstrahlung auf öffentlichen Plätzen, Fußgängerzonen, in Einkaufszentren, in öffentlichen Verkehrsmitteln körperlich nicht vertragen. Sie benötigen mobilfunkfreie Bereiche („Weiße Zonen“). Elektrohypersensibilität kann - wie auch Allergien - jeden Menschen treffen. Mit ansteigender Expositionsdauer erhöhen sich die Symptome und die Sensibilität gegenüber den Mikrowellenstrahlen. Durch Funkstrahlung werden die Herzratenvariabilität verringert und die Gehirnströme beeinflusst. Mobilfunkstrahlung nicht zu spüren bedeutet nicht, davon nicht krank werden zu können. Wir fordern die unverzügliche Verschärfung der Grenzwerte auf ein gesundheitlich verträgliches Maß, das wissenschaftliche Erkenntnisse über die Gefahren berücksichtigt. Das gilt insbesondere im Hinblick auf den Mobilfunkausbau 5G.