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Workshop zur biografischen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Shoah

BildungsBausteine e. V.

02.06.2023 - 04.06.2023
18:00 - 16:00
FMP1 Franz-Mehring-Platz 1 10243 Berlin-Friedrichshain

Die Notwendigkeit, die Geschichte des Nationalsozialismus zu erinnern und ihr einen Raum im politischen Gedächtnis Deutsch- lands einzuräumen, wird im öffentlichen Diskurs heutzutage kaum mehr in Frage gestellt. Die Familienerinnerungen an die NS-Zeit weichen jedoch häufig stark von den »offiziellen« Geschichtsschreibungen ab. Nach 1945 gebore- nen nichtjüdischen Deutschen fällt es deshalb meist schwer, die in der Familie erzählten Ge- schichten über die Vergangenheit mit den Fakten übereinzubringen, die in Schule und Medien vermittelt werden.

In ostdeutschen Familien wirkt zudem der Umgang der DDR mit der NS-Vergangenheit nach, die allein das »Finanzkapital« für den National- sozialismus verantwortlich machte und sich so von der Verantwortung für die Geschichte frei- sprach. Eine Auseinandersetzung mit der aktiven und passiven Beteiligung der (ost-) deutschen Bevölkerung an den nationalsozialistischen Ver- brechen wurde dadurch vermieden. Doch auch nach 1989/90 wurde (und wird) in den meisten (ost-)deutschen Familien weiter über die Mit-/ Täter*innenschaft von Familienmitgliedern ge- schwiegen. Dieses Schweigen prägt die nachfol- genden Generationen in Ost und West bis heute nachhaltig.

Auch in vielen Familien von NS-Verfolg- ten wurde – wenn auch aus völlig anderen Gründen – über die Vergangenheit geschwiegen. In der DDR wurde dieses Be-Schweigen befördert durch die Fokussierung des staatlichen Geden- kens auf die kommunistischen »Kämpfer des

Faschismus«, mit der die Geschichten jüdischer Überlebender sowie die anderer Opfergruppen in den Hintergrund traten. Aber auch in jenen Fami- lien, in denen die eigene Verfolgungsgeschichte, das Überleben sowie die Ermordung von Fami- lienangehörigen und anderen nahen Menschen Thema waren, wurde das Trauma an die Nach- fahren weitergegeben und hat sich auf vielfältige Weise in deren Leben niedergeschlagen.

Die Kluft zwischen den alltäglichen, familiären Erinnerungen und den »offiziel- len« Erinnerungskulturen ist für die Annäherung an die nationalsozialistische Geschichte häufig ein großes Hindernis. Familienlegenden blockie- ren eine bewusste und kritische Auseinander- setzung mit der Rolle der eigenen Familie im Nationalsozialismus. Sich die Mechanismen der intergenerationellen Weitergabe von Familienge- schichten zu vergegenwärtigen, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, sich aus diesen Strukturen zu lösen, sich zur Geschichte zu positionieren und eigene Formen des Erinnerns zu finden – und Verantwortung für Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Nichtjüdischen Nachkommen ermöglicht das kritische Hinterfragen der familiä- ren Tradierungen zudem, sich der eigenen Ver- strickungen in antisemitische Denkmuster stärker bewusst zu werden.

Im Rahmen des Workshops bieten wir

allen Interessierten die Möglichkeit, sich gemein- sam mit der eigenen Familiengeschichte und ihrer Tradierung auseinanderzusetzen – unabhängig davon, um was für eine Geschichte es sich dabei handelt.

Programm

Freitag, 18.00 – 20.30 Uhr:

Einstieg ins Thema anhand eines autobiografi- schen Dokumentarfilms

Als Einführung beschäftigen wir uns anhand eines Films mit dem Workshopthema. Aus der Perspektive der dritten Generation erzählt die Filmemacher*in von Familienangehörigen in Israel und in Ostdeutschland – und von ihrer eigenen Auseinandersetzung mit der Familien- biografie.

Samstag, 10.00 – 18.30 Uhr:

Selbstreflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte

Mithilfe von Methoden aus der historisch-politi- schen Bildungsarbeit wird ein Raum geschaffen, um alleine und in Kleingruppen über die Geschichte der eigenen Familie nachzudenken und die dort vermittelten Geschichtsbilder so- wie den eigenen Umgang damit zu reflektieren.

Sonntag, 10.00 – 16.00 Uhr:

Familieninterviews und Archivrecherche

In einer Übung erproben die Teilnehmenden, wie verschiedene Interviewtechniken für die Befragung von Familienangehörigen genutzt werden können. Nach einer Einführung in die Archivrecherche können Erfahrungen mit eigenen Recherchen sowie diesbezügliche Tipps ausgetauscht werden.

 

 

 

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