Zum 3. Jahrestag der ersten bundesweiten Versammlungen aus dem verschwörungsideologischen Spektrum in Berlin im August 2020 läuft eine Mobilisierung zu einer Demonstration am 5. August von bekannten Berliner Gruppierungen. Es gibt reptiloiden Gegenprotest.

Kurzinfos

Die antiverschwurbelte aktion bereitet für den 5. August gemeinsam mit den Omas gegen Rechts Berlin Gegenproteste vor.

Anlass: Das verschwörungsideologische Spektrum mobilisiert auch 2023 zu Versammlungen aus Anlass des Jahrestages der ersten großen „Querdenken“-Demonstration 2020 nach Berlin. Gab es 2022 noch eine sogenannte „Woche der Demokratie“ mit täglichen Anmeldungen vom 30.07.-06.08., gibt es 2023 nur noch eine zentrale bundesweite Mobilisierung für den 5. August. Viele weitere Versammlungen vom 29.07.-05.08. aus dem verschwörungsideologischen Spektrum wurden zunächst angemeldet, aber nicht beworben und sind nun abgesagt.

 

  • Gegenproteststart: ab 9.00 Uhr, Holocaust-Mahnmal, danach Fahrradkorso. Proteste werden aktuell den geänderten Anmeldungen aus dem verschwörungsideologischen Spektrum entsprechend angepasst.
  • Erreichbarkeit des Gegenprotestes mit ÖPNV: S/U Brandenburger Tor bzw. mit Fahrrad Eberstr./Behrensstr.

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Gegenproteste

Starten wird der reptiloide Fahrradkorso mit einer Auftaktkundgebung in der Nähe des Holocaust-Mahnmal. Hier demonstrierten die Omas gegen Rechts Berlin in den letzten Jahren immer wieder mit Schutzkundgebungen für das Mahnmal während großer verschwörungsideologischer Versammlungen.

Fotos: Berlin gegen Nazis: 30.12.2020

Die antiverschwurbelte aktion ist ein linker Zusammenhang, der aus dem ersten Protestbündnis gegen verschwörungsideologische und rechtsoffene Versammlungen #reclaimrosaluxemburgplatz im Frühjahr 2020 entstand und seither vielfältige, oft satirische Gegenproteste in Berlin, aber auch bundesweit organisiert. Erkennungszeichen sind reptiloide Kostüme.

<figcaption>Foto: Berlin gegen Nazis/F.Boillot, 01.08.2021</figcaption>

Die Omas gegen Rechts Berlin protestieren seit 2020 durchgehend gegen verschwörungsideologische Versammlungen und haben viele zentrale Proteste mitorganisierten. 2022 organisierten sie das ganze Jahr über in Pankow zunächst am Rathaus und dann jeden Montag an der Gethsemanekirche Kundgebungen, um gegen die verschwörungsideologischen Montagsdemonstrationen an diesen Orten zu protestieren. Zudem schützten die Omas auch 2022 mehrfach das Holocaust-Mahnmal. Auch 2023 gab es leider weitere Anlässe an denen die Omas gegen Rechts gegen Verschwörungsideologie, Rassismus und Antisemitismus protestierten.

Hintergründe

Bereits seit März laufen die Vorbereitungen für verschwörungsideologische Versammlungen zum 3. Jahrestag des 1. August 2020 in Berlin. Im Unterschied zu den Vorjahren kann die Mobilisierung aber nicht auf eine laufende Protestdynamik aufsetzen. Man versucht es trotzdem mit einem sehr reduzierten Programm und konzentriert sich offenbar nun auf den Samstag, 5. August.

Zum 2. Jahrestag schrieb die MBR Berlin im August 2022:

Gleichzeitig stellen bundesweite Mobilisierungen wie aktuell nach Berlin ein wichtiges Moment der Selbstvergewisserung dar und werden als positives „Highlight“ in die eigene verschwörungsideologische Widerstandserzählung eingeschrieben.

MBR Berlin 02.08.2022

Ob diese sehr selbstreferentielle Mobilisierung eine größere Anzahl an Teilnehmenden nach Berlin zieht, bleibt abzuwarten.

Die größeren stadtweiten Demonstrationen aus dem verschwörungsideologischen Spektrum sind nahezu zum Erliegen gekommen. Die letzte Demonstration des „Bündnis für Frieden“, dem aktuellen Label der aktivsten verschwörungsideologischen Gruppierungen in Berlin „Freedom Parade“ und „Die Basis“ fand am 13. Mai in Kreuzbergmit nur noch ca. 150 Personen statt. Für den 1. August wurde zunächst eine Versammlung für eine zentrale Demonstration unter dem „Bündnis für Frieden“ Motto „Frieden jetzt“ angemeldet, diese wurde aber nun wieder abgesagt.

Auch zu einer erneuten Konzertkundgebung des Labels „wir sind viele“ unter dem Motto „Friedensfest“ im Mauerpark am 3. Junikamen trotz monatelanger Mobilisierung nur wenige hundert Personen. Teile der Musiker_innen die dort auftraten, bilden nun auch das Rahmenprogramm für eine verschwörungsideologische Versammlung am 5. August am Brandenburger Tor. Dies ist die bisher einzige Anmeldungen rund um den 1. August, welche bundesweit beworben wird. Federführend ist dabei erneut die Gruppierung „Freedom Parade“. Das ehemalige Bündnis fast aller verschwörungsideologischer Gruppierungen in Berlin „wir sind viele“ ist nur noch ein Label der Mobilisierung. Welche Berliner Gruppierungen noch aktiv beteiligt sind, bleibt unklar.

Neben den Hauptredner_innen aus dem Umfeld von „Querdenken 711/Stuttgart“ arbeitet die „Freedom Parade“ am 5. August erneut mit dem Bündnis „Deutschland steht auf“ zusammen, welches für die letzte bundesweite Mobilisierung nach Berlin am17.12.2022verantwortlich war. An diesem Tag kam es u.a. zuBeschimpfungen der Gegenprotestkundgebung am Holocaust-Mahnmal als „Mörder. Einen Eindruck der Inhalte, die voraussichtlich auch den 05. August prägen werden gibt das JFDA in einer Videozusammenfassung. Auch eine größere Demonstration zum Hambacher Schloss an Pfingsten wurde von diesem Zusammenhang ausgerichtet.

Der rechtsoffene Charakter und die verschwörungsideologischen Inhalte dieser ritualisierten Mobilisierungen bleiben gleich, die Schwerpunkte variieren. Nachdem 2022 die Pressefeindlichkeit auf dem zentralen „Medienmarsch“ im Mittelpunkt stand, finden sich auf der Demonstrationsroute für den 5. August 2023 mit der Charité und der Bundesgeschäftsstelle der Partei Bündnis 90/Die Grünen erneut zwei Institutionen die für zentrale Feindbilder des verschwörungsideologischen Spektrums stehen und offenbar erneut markiert werden sollen.

Die MBR Berlin formulierte im August 2022 eine weiterhin gültige Einschätzung:

Auch wenn die momentanen Mobilisierungen weit von den großen Versammlungen des ersten Pandemiejahres entfernt sind, ist ein antidemokratisches Sockelpotenzial sichtbar geworden, dass durchaus reaktivierbar bleibt. Die Corona-Proteste haben gezeigt, wie schnell und in welchem Ausmaß sich der gesellschaftliche Resonanzraum für verschwörungsideologische, antisemitische und antidemokratische Positionen vergrößern kann, wenn zielbewusste Akteur_innen gesellschaftliche Krisenlagen propagandistisch ausnutzen.

MBR Berlin 02.08.22

Samstag – 05.08.2023, Stadtzentrum/Regierungsviertel

(Stand Anmeldungen/Informationen 19.07.2023 – Änderungen möglich)

Hinweise: Die hier aufgeführten Informationen von Berlin gegen Nazis haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.Sie basieren auf der öffentlichenVersammlungsdatenbank des Landes Berlin sowie Zusatzinformationen aus eigener Recherche. Die Informationen zu Versammlungen können von der Versammlungsdatenbank abweichen, da Berlin gegen Nazis häufig aktuellere Informationen bereitstellt oder spezifische Informationen in der Versammlungsdatenbank nicht angezeigt werden. Aktuelle Änderungen gegenüber den hier aufgeführten Informationen sind möglich. Wir aktualisieren unsere Informationen bei neuen Entwicklungen.

  • 9.00 Uhr, Gegenprotestdemonstration – AK Beehrenstr./Ebertstr. – Dorotheenstr. (ZK) Louisenstr. (ZK) – Reunhardstr. – Oranienstr. – Johannisstr. – Tuckolskistr. (ZK) – Oranienburger Str. – Rosenthaler Str. – Neue Schönhauser Str. – Münstr. – Alexander Str. (ZK) – Karl-Liebknecht-Str. – Unter den Linden (EK) – Kundgebung und Demonstration von antiverschwurbelte aktion und Omas gegen Rechts Berlin. Die Gegenproteste werden aktuell den geänderten Anmeldungen aus dem verschwörungsideologischen Spektrum entsprechend angepasst.

Route: Die Route des Fahrradkorso kann kurzfristig geändert werden. Sie führt immer wieder an die Strecke der verschwörungsideologischen Demonstration.

  • ab 13.00 Uhr verschwörungsideologische Demonstration – Platz des 18. März (Brandenburger Tor) angemeldet für 2000 Personen von einer Einzelperson, beworben unter dem Label „wir sind viele“ mit dem Motto „Weltfrieden“. Der Titel der Anmeldung lautet „Frieden, Freiheit, Wahrheit, Freude“– angemeldet ist die Versammlung von 13.00 – 20.00 Uhr

Route: Platz des 18. März – Ebertstr. – Potsdamer Platz – Leipziger Platz – Leipziger Str. – Charlottenstr. – Deutscher Dom – Charlottenstr. – Franz. Str. – Friedrichstr. – Unter den Linden – Wilhelmstr. – Dorotheenstr. – Scheidemannstr. – Yitzhak-Rabin-Str. – Str. des 17. Juni – Platz des 18. März alt: Brandenb- urger Tor (AK) – Platz des 18. März – Ebertstr. – Scheidemannstr. – Heinrich-von-Gagern-Str. – Otto-von-Bismarck-Allee – Konrad-Adenauer-Str. – Kronprinzenbrücke – Reinhardtstr. – Luisenstr. – Karlplatz – Robert-Koch-Platz – Platz vor dem Neuen Tor – Hessische Str. – Hannoversche Str. – Chausseestr. – Hannoversche Str. – Friedrichstr. – Oranienburger Str. – Monbijouplatz – Präsidentenstr. – Am Zwirngraben – Henriette-Herz-Platz – An der Spandauer Brücke – Dircksenstr. – Karl-Liebknecht-Str. – Alexanderstr. – Karl-Liebknecht-Str. – Unter den Linden – Pariser Platz (Brandenburger Tor, EK)

 

Überblickskarte: 05.08.2023, Berlin-Mitte

Karte mobil online ansehen, wenn gewünscht mit Anzeige des eigenen Standortes, über Smartphone-App „Gegen Nazis“.

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