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Pressemitteilung

Nein zur Rodung eines 300ha großen Waldes nahe Potsdam für ein Industriegebiet

Der Kreisverband Potsdam/ Potsdam-Mittelmark der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) sieht die Pläne der Wirtschaftsförderung Brandenburg für ein Industrie- und Gewerbegebiet nahe des Güterbahnhofs Seddin als unvereinbar mit dem Natur-, Klima- und Grundwasserschutz. Alternative, ökologisch weniger wertvolle Flächen sind zur Genüge vorhanden, zudem steht der wirtschaftliche Nutzen für die Region in Frage. Sie empfiehlt daher den lokalen Parteifraktionen, die Pläne konsequent abzulehnen und das Industriegebiet zu verhindern.

 

Der Kreisverband Potsdam/ Potsdam-Mittelmark der Ökologisch-Demokratischen Partei ruft die von dem geplanten Industriegebiet betroffenen Gemeinden Beelitz, Schwielowsee, Seddin und Michendorf zu einer konsequenten Ablehnung auf. Die Notwendigkeit weiterer Gutachten sieht die ÖDP angesichts der offensichtlichen Unvereinbarkeit mit dem Wasser-, Natur- und Waldschutz in diesem hochgradig sensiblen Gebietnicht.

Rund 300 ha Wald – das entspricht etwa der doppelten Größe der TESLA-Ansiedlung in Grünheide – müssten dafür gerodet werden. Hinzu kommen Flächen für Zufahrten und Wohnraum für einen anzunehmenden Zuzug von Arbeitnehmern. Mögliche Investoren und die Art der anzusiedelnden Industrien wurden nicht benannt. Auch Nachfolgekosten für die Gemeinden und Belastungen werden nicht beziffert.

Die Gemeinden entscheiden jetzt – für oder gegen den Schutz wichtiger Lebensgrundlagen

Bis zum Frühjahr 2023 sollen sich die beteiligten Gemeinden entscheiden, ob sie am Gewerbegebiet beteiligt sein möchten. Innerhalb von 7-9 Jahren könnte gebaut werden. Wie in den Medien berichtet, liegt die Fläche jedoch im Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseengebiet“. In der jüngeren Vergangenheit haben dort bereits umfangreiche Waldumbaumaßnahmen zu einem gesunden Mischwald stattgefunden, großenteils finanziert mit Steuergeldern. Teile des Waldgebietes wurden vom Land Brandenburg bereits als „Wald mit hoher ökologischer Bedeutung, WF 7710“ definiert. Die Bemühungen der verantwortungsvollen Förster des Landes und der angrenzenden Gemeinde Beelitz würden zunichte gemacht. Der Wald mit all seinen Schutzfunktionen als Lebensraum für viele Arten, für den Wassererhalt und den Emissionsschutz würde unwiederbringlich zerstört.

Zudem haben Bodenversiegelungen den totalen Verlust der natürlichen Bodenfunktionen zur Folge. Diese Flächen würden z.B. für die Grundwasserneubildung verloren gehen, und das in einer zukünftig immer häufiger von extremer Trockenheit betroffenen Region. Zum nachhaltigen Schutz und der Wiederherstellung von Bodenfunktionen gilt es daher vorrangig, Neuversiegelungen zu vermeiden, um dem zunehmenden Flächenverbrauch entgegenzutreten.

Grundwasserstände sinken, Deckung des Wasserbedarfs steht in Frage

Der Grundwasserpegel in der Region sinkt seit Jahren massiv. Als Folge dessen droht der nur 2 km Luftlinie entfernte Seddiner See auszutrocknen. Der benachbarte Fresdorfer See und das im Naturschutzgebiet liegende Feuchtgebiet Poschfenn sind bereits verlandet. Mit dem Industriegebiet gehen über 300ha wertvolle Versickerungsfläche verloren. Somit drohen auch die Austrocknung der südlich und nördlich angrenzend liegenden Moore (sensible Moore – WF 7400) und ein weiterer Rückgang der Grundwasserstände. Zudem grenzt südlich an der geplanten Fläche ein Wasserschutzgebiet an.

Der Vorsitzende des Kreisverbandes Potsdam/ Potsdam-Mittelmark der ÖDP Axel Dierich äußert sich daher bestürzt über die Pläne für das Industriegebiet:

„Es wird so getan, als gäbe es kein Artensterben, keinen Biodiversitätsverlust, keinen Wassermangel und keinen uns alle existentiell bedrohenden Klimawandel. Das Wirtschaftsministerium setzt weiter auf Wachstum – koste es, was es wolle. Ein solches Giga-Projekt in ein Landschaftsschutzgebiet setzen zu wollen, ist schlichtweg unverantwortlich.“

Versorgung mit Trinkwasser steht in Frage

Für die Versorgung des geplanten Industriegebietes stellten die Planer der Wirtschaftsförderung Brandenburg GmbH in Aussicht, ein vorhandenes Wasservorkommen bei Treuenbrietzen nutzen zu wollen. Der Bürgermeister der Stadt Treuenbrietzen Knape zeigte sich gegenüber der Presse über diese Aussage verwundert. Er habe von den Plänen bisher nur aus der Presse erfahren und könne sich nicht vorstellen, Wasser nach Seddin zu liefern. Zudem gäbe es in Treuenbrietzen Pläne, in Zukunft grünen Wasserstoff herzustellen – das Wasser wird also vor Ort dringend gebraucht. Es gibt weder ein schlüssiges Konzept, wo das Trinkwasser herkommen soll, noch wie mit dem Abwasser umgegangen wird.

Alternative Standorte für Industrieansiedelungen mit geringerer ökologischer Bedeutung sind vorhanden

In Brandenburg stehen noch zahllose versiegelte Flächen, Industriebrachen und Flächen u.a. der einstigen Sowjetstreitkräfte ungenutzt zur Verfügung. Diese sind vorrangig für zukunftsträchtige Produktionsstätten im Nachhaltigkeitssektor zu nutzen. Regionale, soziale, ökologische und ökonomische Belange müssen in der Standortauswahl für Industrie- und Gewerbeansiedlungen besser gegeneinander abgewogen und in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden. Wir dürfen uns dabei nicht unserer ökologischen Grundlagen berauben lassen.

Arbeitskräftemangel würde lokale Wirtschaft schwächen

Die Wirtschaftsförderung Brandenburg GmbH stellt einen Zugewinn an Arbeitsplätzen in unbekannter Höhe und in unbekannten Arbeitsfeldern in Aussicht. Hierzu gibt die ÖDP zu bedenken, dass es in der Region bereits jetzt an Arbeitskräften mangelt. Hier beheimatete Handwerksbetriebe, Landwirte und andere Unternehmen werben teils verzweifelt um Arbeitnehmer, bei weiterer Industrie- und Gewerbeansiedelung stünden sie in zunehmender Konkurrenz um Arbeitskräfte mit derzeit noch unbekannten Investoren. Zusätzliche Arbeitskräfte würden zudem aus Berlin, Potsdam, PM und Sachsen-Anhalt täglich zum Standort pendeln oder sich in den umliegenden Gemeinden ansiedeln müssen.

Unverständnis bei Bürgern

Ein in der Gemeinde Beelitz wohnhaftes Mitglied des ÖDP-Kreisverbandes verweist auf den positiven, nachhaltigen Wirtschaftstrend in den betroffenen Gemeinden:

„Wir sind dankbar, dass sich in unserer Region mehr und mehr Akteure für eine regionale und nachhaltige Kreislaufwirtschaft innerhalb sozialer und ökologischer Grenzen engagieren: Verantwortungsvolle Landwirte stellen ihre Betriebe Stück für Stück auf Öko- und Biolandwirtschaft um, hier verwurzelte Handwerksbetriebe und Unternehmer orientieren sich zunehmend am Gemeinwohl und nicht alleinig am Profit und aktive Naturschützer und Jäger engagieren sich in unzähligen gemeinsamen Projekten für die Förderung der Biodiversität. Derartige Bemühungen gilt es zu stärken, anstatt einen Wald für unbekannte Profiteure einer hemmungslosen Wachstumswirtschaft zu zerstören.“

Ein Bild, das Karte enthält. Automatisch generierte Beschreibung

weitere Informationen:

Im Jahr 2020 wurden in Brandenburg durchschnittlich täglich 7,7 ha versiegelt. Das entspricht einer Fläche von 11 Fußballfelder, täglich.

Link Schutzverordnung Schutzverordnung Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseengebiet“ https://bravors.brandenburg.de/de/verordnungen-212849

Link Übersicht sinkende Grundwasserstände https://correctiv.org/aktuelles/kampf-um-wasser/2022/10/25/klimawandel-grundwasser-in-deutschland-sinkt/

Kartenlink: https://www.brandenburg-forst.de/LFB/client/

https://www.oedp.de/programm/grundsatzprogramm/
https://www.oedp-brandenburg.de/mitmachen/medienspiegel

https://www.facebook.com/oedp.brandenburg/

Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) ist die ökologisch-soziale Partei der politischen Mitte mit bundesweit rund 8.000 Mitgliedern. Sie hat etwa 530 kommunalpolitische Mandatsträger und ist seit 2014 auch im Europaparlament vertreten, aktuell mit der Juristin Manuela Ripa aus Saarbrücken. Kernkompetenzen der ÖDP sind Klimaschutz, Artenschutz, Familienpolitik, Gemeinwohl-Ökonomie und Abkehr vom Wachstumswahn. Als erste Partei in Deutschland verzichtet die ÖDP bereits seit ihrer Gründung 1982 vollständig auf Konzernspenden. Damit will die ÖDP jedwedem Lobbyismus, der Korruption und Beeinflussung vorbeugen; denn nur so kann sie für unabhängige mutige Politikkonzepte einstehen. Die bislang größten Erfolge der ÖDP waren ihre Volksbegehren. Mit „Rettet die Bienen“ und der Einführung des Nichtraucherschutzes konnte sie wichtige Anliegen für den Schutz von Umwelt und Gesundheit durchsetzen.

Pressekontakt:

Axel Dierich

Tel. 0177-5209751

axel.dierich@web.de

Adresse:

Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP)

Kreisverband Potsdam / Potsdam-Mittelmark

Postfach 601212

14412 Potsdam

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